Nachrichten aus der Spreeaue 2021

Winter in der Spreeaue 2021

 

So viel Schnee hat die Spreeaue zwischen Döbbrick und Fehrow  schon jahrelang nicht gesehen. Mehr als zwei Wochen lang hielt sich die weiße Pracht bei teils klirrender Kälte.

Es war ein Genuss, entlang der Spree oder zwischen den Fischteichen zu wandern. Zu allererst begeisterte natürlich die offene Winterlandschaft.

Zwischen den schneebedeckten Deichen und ihren Vorlandflächen windet sich die frei fließende Spree. Große Schilfgürtel wechseln sich mit Gehölzgruppen aus Weiden und Erlen sowie verbuschtem Gelände ab.

Daneben erstreckt sich eine vom Schnee fast völlig verborgene Teichlandschaft aus 8 unterschiedlich großen Karpfenteichen. Ohne Ihren Schilfgürtel würde man sie kaum erkennen. Durch diese Landschaft ziehen sich von Eis und Schnee bedeckte Gräben, die im Frühjahr wieder das Spreewasser auf die Teiche verteilen.

 

Fotos vom 11. Februar  2021      

Spreeufer gegenüber Maiberg
Deichvorland
Grabensystem der Deichanlage

Wir sind nicht vielen Tieren auf unserer Wanderung begegnet. Die unzähligen Spuren im Schnee zeigen aber ein reges Leben abseits unserer Anwesenheit. Wer aufmerksamen Blickes durch die Aue geht, kann eine Menge entdecken.

Auf den oberen beiden Bildern ist eine Vielzahl an verschiedenen Tierspuren und Fährten zu erkennen. Wir sind aber keine Experten auf diesem Gebiet.

Der Baum, der auf dem unteren Foto über dem Graben liegend zu sehen ist, wurde vom Biber gefällt. In diesem Winter haben die Biber mehr noch als sonst schon viele große Bäume- über 30 cm Stammdurchmesser – gefällt. Die Spreeaue verändert dadurch im Gebiet zwischen den Deichen allmählich ihr Aussehen und ihren Charakter.

Große Uferbäume bestimmen immer weniger das Bild der Flusslandschaft. An ihre Stelle treten Sträucher, die sich aus den Baumstümpfen der gefällten Weiden durch Neuaustrieb bilden.

 

Warum fressen Biber am liebsten Weiden? Es gibt mehrere Gründe.

Die Weide ist in der Spreeaue zwischen Cottbus und Burg der häufigste Baum in Ufernähe. Biber entfernen sich nicht gern weiter als 20m vom Ufer.

Genauso gern fressen sie übrigens auch die Rinde von Pappeln. Die gibt es auch an der Cottbuser Spree, aber nicht so viele wie Weiden. Beide Arten sind Vertreter der Weichholzaue. Wie der Name vermuten lässt, ist ihr Holz mit den Biberzähnen leichter zu bearbeiten als die Gehölze der Hartholzaue.

Der dritte Grund schließlich besteht in der unterschiedlichen Menge an Gerbstoffen (Bitterstoffen) in der Rinde der verschiedenen Baumarten. Diese Stoffe werden chemisch als Tannine bezeichnet. Sie wirken durchaus giftig auf den Biber. Weiden und Pappeln werden hauptsächlich bevorzugt, weil sie relativ wenig Tannine enthalten. Noch dazu gehören diese zu den sogenannten Gallotanninen. Für diese haben die Biber Enzyme im Speichel, die solche Gerbstoffe abbauen können.

 

Übrigens reagieren die Bäume auf den Verbiss. Die jungen Weiden- und auch Pappeltriebe, die nach dem Fällen aus dem Baumstumpf wachsen, enthalten größere Mengen an Tanninen. Biber können die Menge an Gerbstoffen in einem Gehölz aber riechen und wohl auch schmecken. So ist zu erklären, dass die Neuaustriebe teilweise mehrere Jahre in Ruhe gelassen werden.

 

So sieht es entlang des gesamten Spreeufers beidseits aus

gefällter Baum1
gefällter Baum2
gefällter Baum3

 

Die andere Gruppe der Gerbstoffe, chemischer Name Catechine, können von den Bibern nicht durch Enzyme unschädlich gemacht werden. Deshalb meiden Biber diese Baumarten. Sie können sich aber nicht nur von Weiden oder Pappeln ernähren. Eine solch einseitige Ernährung würde zu Mangelerscheinungen führen. So kommt es, dass auch andere Baumarten wie Erlen, Ahorn, Eichen oder Eschen zum Nahrungsspektrum der Biber gehören, wenn auch in deutlich geringeren Mengen.

 

 

Aber zurück zu unserer Winterlandschaft. Wer sich mit Tierfährten und Spuren auskennt, könnte sicher einige der Arten herausfinden, die sich hier gerade tummeln. Wir wissen aus vielen Wanderungen über das ganze Jahr hinweg, welche Säugerarten in der Spreeaue zu Hause sind. Reh, Wildschwein, Hase, Fuchs oder Dachs finden auf dem Auenland genauso ihr Auskommen, wie Biber, Fischotter oder Nutria im Wasser. Wie sehen aber ihre Fährten im Schnee aus?

Die Fischotterfährte in der oberen Reihe links ist im Schnee relativ leicht zu erkennen. Auch im Sommer bewegen sich die Fischotter vom Fluss in die Teichlandschaft auf fest ausgetretenen Wegen, den sogenannten Ottersteigen. Dass es sich dabei wirklich um die Wege der Otter handelt, erkennt man am einfachsten an den Fraßspuren und Kotresten.

Auch die Hoppelspur der Hasen (obere Reihe rechts) ist für den Anfänger noch gut auszumachen.

Fischotterfährte
Hasenspuren
Mäusespuren1
Mäusespuren2

Hier haben sich Mäuse hervorgewagt.      

 

Die untere Reihe lässt sich unschwer den Mäusen zuordnen. Davon gibt es allerdings etliche Arten.

In die Wühlmausfamilie gehören zum Beispiel Feldmaus, Erdmaus, Schermaus und Rötelmaus.

Echte Mäuse sind Brandmaus und Waldmaus.

Auf dem linken Bild ist erkennbar, dass die Maus zwischen Laufen auf dem Schnee und Laufen unter dem Schnee gewechselt hat. Das spricht für eine Feldmaus. Von ihr wissen wir, dass sie im Winter auch Wechsel unter dem Schnee auf dem Gras anlegt.

Vielleicht ist das Futter im Bau knapp geworden. Davon frisst sie aber nur in Notzeiten. Wenn es geht, ist sie auch im Winter im Freien auf Nahrungssuche.

Unten rechts ist die typische Mausspur deutlich zu sehen. Der lange Schwanz schleppt hinter dem Körper auf dem Schnee und zieht dabei Striche zwischen den Trittsiegeln der Pfoten.

Einige Tiere habe ich dann doch vor die Kamera bekommen. Leider nur ein Foto von unseren diesjährigen Besuchen im Schneewinter. Dieses Tier ist dafür umso interessanter. Es handelt sich um das Männchen der Schellente, die eine für Deutschland bei Enten sehr seltene Brutmethode verfolgt.

 

Schellenten legen ihr Nest in Baumhöhlen in Gewässernähe an. Oft nutzen sie dazu alte Schwarzspechthöhlen oder aus Astabbrüchen entstandene Baumhöhlen. Auch Nistkästen werden gern angenommen. Das Brüten und die Jungenaufzucht übernimmt nur das Weibchen. Kaum sind die Küken geschlüpft, erfolgt der Sprung aus luftiger Höhe, oft aus über 10 Metern. Meist geht die Landung glücklich aus. Dann gilt es nur schnell das rettende Wasser zu erreichen, ehe der Fuchs zur Stelle ist.

 

Spree am 6.02. 2020 nahe Dissener Brücke 

Schellentenerpel

Schellentenerpel

Nabu-Nachrichten Auwaldstation Leipzig

Brütendes Schellentenweibchen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

( Texte und Bilder: Dietmar Haufe )

Schellentenweibchen

 

Das Balzverhalten der Schellenten

13.04.2021

 

Ich beobachte schon seit Jahren in der südlichen Spreeaue zwischen Madlower Schluchten und der Kutzeburger Mühle die Schellenten.

Dieses Jahr habe ich gleich zwei Paare bei der Balz beobachten und fotografieren können. 

Der äußerliche Geschlechtsdimorphismus ( Unterschiede von männlichen und weiblichen Lebewesen ) ist bei den Schellenten so sehr ausgeprägt, dass man aus größerer Entfernung das wesentlich kleinere und auf der Wasseroberfläche sehr unscheinbare Weibchen gegen das auffällige schwarz-weiße Federkleid des Männchens kaum erkennen kann.

 

Das Männchen verfolgt das Weibchen während der Balz längere Zeit konsequent und schwimmt auf einmal voraus, übernimmt die Führung. Dabei zeigt das Männchen eine auffällige Kopfbewegung. Es schiebt den Kopf rhythmisch nach vorn ( schräg nach oben ) und zieht den Kopf immer wieder zurück. Plötzlich vollzieht das Männchen eine Kehrtwende und schwimmt in einem eleganten Halbkreis  hinter das Weibchen in die entscheidende Position. Ich staarte einen Moment lang gespannt auf das Geschehen, denn es sah aus, als ob er sie ertränken wollte.

Bei meinen Beobachtungen ging alles so schnell und bevor ich begriffen hatte, was passiert war, hatte ich die Kamera natürlich noch nicht schussbereit.  Also es dauerte keine 5 Sekunden, da hatte sich das Weibchen schon wieder aus ihrer ungünstigen Lage befreit, schüttelte sich kurz und beide widmeten sich wieder der gemeinsamen Futtersuche, als wäre nichts passiert.

Übrigens Schellenten sind geschickte und ausdauernde Taucher, dabei finden sie Muscheln, Krebstierchen und Insekten am Grund der Gewässer.

 

Da es auch in der nördlichen Spreeaue bei Dissen und Maiberg ( Auwald mit altem Baumbestand ) sehr gute Bedingungen für die Höhlenbrut gibt, bin ich überzeugt, dass die Schellenten auch dort brüten.  

 

Schellentenbalz1
Schellentenbalz2

 

(Text und Bilder: Albrecht Hanke )